Hühner richtig füttern – nach Lebensphase, Saison & Bedarf
Kurzfassung (6 Punkte):
- Vollfutter als Basis: Je nach Lebensphase (Starter/Grower/Layer). Keine Eigenmischung ohne Mineral-/Vitaminpremix.
- Mengen: Legehennen ca. 110–130 g Futter/Tag (Zwerge ~70–90 g, schwere Rassen ~130–150 g). Freilauf kann Bedarf leicht senken.
- Calcium getrennt anbieten: Muschelgrit/Oyster Shell stets frei wählbar; kein Layer-Futter für Küken/Junghennen (zu viel Ca!).
- Grit = Magenkiesel: Immer verfügbar (separat), nicht mit Muschelgrit verwechseln.
- Leckereien max. 10 % der Tagesration (Mais, Küchenreste etc. sonst Mangel/Verfettung).
- Wasser & Hygiene: Stets frisches Wasser; Futter trocken lagern, Rattenzugang verhindern.
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1) Futter nach Lebensphase
- Küken (0–6 Wochen): Starter (18–20 % Protein), optional mediziert mit Amprolium gegen Kokzidien. Nicht parallel Amprolium ins Trinkwasser geben – Etikett beachten.
- Junghennen (6–16/18 Wochen): Grower/Entwickler (15–17 % Protein, niedriges Ca). Kein Layer-Futter.
- Legehennen (ab erster Eiablage): Layer (15–17 % Protein, 3,5–4 % Ca). Zusätzlich Muschelgrit frei wählbar.
- Hähne / gemischte Gruppen: Häufig besser Grower füttern und nur für Hennen Muschelgrit separat anbieten.
- Mauser: Protein leicht erhöhen (→ 16–18 %), Leckerlis eiweißbetont (z. B. Erbsenflocken, etwas Sonnenblumenkerne).
- Winter/Kälte: Energiebedarf steigt → etwas mehr Futter, abends kleinere Körnerzugabe (z. B. Mais/Gerste). Keine reine „Kornfütterung“.
2) Komponenten & Formen
- Pellets / Crumbles / Mehl (Mash): Pellets = weniger Sortieren, konstanter Nährstoffmix. Crumbles für Küken/kleine Rassen oft leichter. Mash staubt, wird aber gerne befeuchtet (→ Brei/Mash).
- Körner (Getreide-Mix): Lecker, aber kein Alleinfutter. Höchstens 10 % der Tagesmenge, sonst Protein-/Mineral-Mangel.
- Eiweißquellen: Soja-/Sonnenblumenschrot, Erbsen, Lupinen. Bei Eigenmischung Premix verwenden!
- Calcium: Muschelgrit dauerhaft separat; Eierschalen nur gut getrocknet/gecrusht und sparsam.
- Grit (Magenkiesel): Für die Zerkleinerung im Muskelmagen – immer verfügbar.
- Grünfutter: Rasen, Gemüseblätter, Kräuter – super als Beschäftigung & Vitamine.
- Snacks/Resteküche (mit Maß!): Gekochte Kartoffeln/Reis/Haferflocken ok; kein Schimmel, keine salzigen/fetten Speisen.
3) Fütterungspraxis
- Mengensteuerung: Starte mit ~120 g/Legehenne/Tag. Bleibt viel übrig → leicht reduzieren; ständiger Futtermangel → erhöhen.
- Fütterungszeiten: Ad-libitum mit Tret-/Silo-Futterautomat ideal (nagertauglich). Alternativ 2× täglich rationiert.
- Anti-Ratten: Futterautomaten mit Tretmechanik, abends Reste komplett weg, Lager nagersicher (Metalltonnen).
- Wasser: 24/7 sauber; Winter frostfrei, Sommer schattig.
4) Lagerung & Hygiene
- Trocken & kühl: < 20 °C, luftdicht. Säcke nach Öffnen in Tonnen umfüllen.
- Haltbarkeit: Möglichst < 3 Monate verbrauchen (Vitamine bauen ab).
- Schimmel/Ungeziefer: Sofort entsorgen; Aflatoxin-Risiko.
5) Fermentiertes Futter (optional)
- Warum? Kann Futterverwertung verbessern, Staub binden.
- So geht’s (Kurz): 1 Teil Alleinfutter + 1–1,5 Teile Wasser, in verschließbarem Eimer 24–48 h bei Raumtemp. ziehen lassen; täglich frisch, säuerlicher Geruch ok, kein Schimmel. Reste abends entfernen.
6) Eigenmischung – nur mit Premix!
Wenn du selbst mischst, nutze einen Geflügel-Mineral-/Vitamin-Premix (Dosierung laut Hersteller). Beispiel grobe Layer-Mischung (nur als Orientierung, keine Alleinfutter-Garantie):
- ca. 55–60 % Getreide (Weizen/Mais/Gerste),
- 18–22 % Eiweißträger (Sojaschrot/Sonnenblume/Erbsen),
- 4–6 % Öl-/Saaten (Lein, etwas Sonnenblume),
- 2–3 % Pflanzenöl,
- Premix nach Hersteller,
- Muschelgrit separat bereitstellen.
> Tipp: Für kleine Bestände ist Fertig-Alleinfutter fast immer sicherer.
7) Häufige Fehler
- Layer-Futter an Küken/Junghennen → Calcium zu hoch, Nierenschäden.
- Zu viel Körner/Mais → Mangel an Aminosäuren/Vitaminen, fette Lebern.
- Kein Grit → Verdauungsprobleme.
- Snacks > 10 % → Legeleistung sinkt, Federpicken möglich.
- Feucht gelagert → Schimmel.
8) Troubleshooting (Symptom → Ursache → Maßnahme)
- Dünne/bruchige Schalen → Ca-Mangel / zu viel Phytinsäure → Muschelgrit frei + Layer-Futter sicherstellen.
- Federpicken/Unruhe → Protein-/Mineralmangel, Langeweile → Alleinfutter, Eiweiß leicht erhöhen, Beschäftigung/Grünfutter.
- Übergewicht → Viel Mais/Körner & wenige Nährstoffe → Körner reduzieren, Pellet-Basis, Bewegung fördern.
- Legeleistung fällt → Mauser, Hitze/Kälte, Stress, Futterwechsel, Parasiten → Ursache prüfen, Futterqualität/-menge checken, Wasser.
9) Vorsicht – das bitte nicht
- Rohe Bohnen (bes. rote Kidneybohnen), grüne/keimende Kartoffelschalen, Schokolade, Schimmel, Avocado-Kern/Schale.
- Große Mengen Zwiebel/Knoblauch können Probleme machen – nur sparsam.
- Medikamente/Ergänzer nur nach Anleitung; nicht unkritisch kombinieren (z. B. mehrere Kokzidiostatika).
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Praxis-Checkliste
- [ ] Passendes Alleinfutter für die Lebensphase gewählt
- [ ] Muschelgrit & Grit getrennt verfügbar
- [ ] Menge pro Tier passt (Reste/Legeleistung/BCS im Blick)
- [ ] Futter trocken, kühl, nagersicher gelagert
- [ ] Futterautomat / Abendreste entfernt (Anti-Ratten)
- [ ] In Mauser/Winter Futter feinjustiert
- [ ] Wasser immer sauber & verfügbar
> Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine individuelle tierärztliche Beratung. Für besondere Situationen (Krankheit, Therapien, Leistungszucht) bitte Fütterungsplan mit Tierarzt/Futtermittelberatung abstimmen.